Viele Meteoritenfreunde haben einerseits Angst davor, viel Geld für Fälschungen auszugeben – und wünschen sich anderseits sehr, selbst einmal einen Meteoriten zu finden. Doch wie kann man einen Meteoriten erkennen?
Zunächst zwei bittere Wahrheiten:
- Wer seinen Urlaub nicht gerade in der libyschen oder marokkanischen Wüste verbringt, wird in seinem Leben keinen echten Meteoriten finden. Die Wahrscheinlichkeit ist selbstverständlich nicht gleich null, aber doch geringer als ein Lotto-Sechser.
- Mit ein bisschen Erfahrung kann der interessierte Laie grobe Betrugsversuche durchaus entlarven – aber hundertprozentige Sicherheit wird er nicht erzielen. Dies könnte nur eine wissenschaftliche Untersuchung jedes einzelnen Stückes leisten – was aber aus ökonomischen Erwägungen sinnlos wäre.
Das sind pragmatische Tipps, um einen Meteoriten zu erkennen:
- Fotoabgleich. Wird im Internet ein spezifischer Meteorit (wie NWA 869) angeboten, lohnt es sich, nach Fotos desselben Meteoriten zu suchen. Da alle klassifizierten Meteoriten eine eindeutige Bezeichnung tragen, wird man spätestens im Meteoritical Bulletin fündig. Zwar sind die Fotos nicht immer eindeutig, da Beleuchtung und Materialschwankungen den Vergleich erschweren, geben aber durchaus eine Orientierung.
- Typische Oberflächen. Mit dem bloßen Auge gut sichtbar sind die Regmaglypten: Vertiefungen auf den Oberflächen vieler Meteoriten, die manchmal aussehen wie Daumenabdrücke in einer Knetmasse. Ebenfalls typisch ist eine glatte und dunkle Schmelzkruste, die einen unbeschädigten und unverwitterten Meteoriten vollständig bedecken kann. Allerdings kann die Kruste auch verloren gegangen und/oder von anderen natürlichen Überzügen ersetzt worden sein (Wüstenlack). Gereinigte Eisenmeteoriten glänzen stark – während die unbehandelten mehr oder weniger starke Rostspuren zeigen können.
- Innere Werte. Viele Meteoriten werden aufgeschnitten, um ihr Inneres zu präsentieren. Manche der so sichtbar werdenden Besonderheiten lassen sich auf gut gemachten Fotos sogar besser erkennen als mit dem unbewaffneten Auge. Dazu gehören die „Chondren“ – runde, von Silikatkugeln gebildete Strukturen, die den Chondriten ihren Namen gaben. Ganz charakteristisch sind die Neumannschen Linien und vor allem die Widmanstätten-Figuren. Dabei handelt es sich um Strukturen vieler Eisenmeteoriten, die sich auf geätzten und polierten Schnittflächen zeigen und sich kaum künstlich imitieren lassen.
- Magnetprobe. 97 Prozent aller Meteoriten reagieren auf einen Magneten – manche aber nur sehr schwach. Die Ursache ist der Gehalt an Eisen und Nickel, der selbst bei den meisten Steinmeteoriten noch mindestens drei Prozent beträgt. Allerdings braucht es zu Untersuchung der eisenarmen L-Chondriten und der kohligen Chondriten einen starken Magneten. Und die besonders wertvollen Mond- und Marsmeteoriten reagieren überhaupt nicht magnetisch. Andererseits sind beileibe nicht alle metallhaltigen Gesteine magnetisch – es könnte sich also auch um eine wertlose Schlacke handeln.
- Gewichtsprobe. Da die meisten Meteoriten zu einem hohen Anteil aus Metallen bestehen, sind sie messbar und fühlbar schwerer als beispielsweise irdischer Sandstein. Das außergewöhnlich große Gewicht fällt meist schon auf, wenn man den vorgeblichen Meteoriten in die Hand nimmt. Wie die Magnetprobe ist auch die Gewichtsprobe aber keine ausreichendes Kriterium.
- Tektite und Impaktite ausschließen. Gelegentlich bieten Verkäufer glasartige Steine, die grün, gelblich oder schwarz erscheinen. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um echte Meteoriten, sondern womöglich um Tektite wie die Moldavite oder um Impaktite wie das Libysche Wüstenglas. Beide sind hübsch anzusehen und sind durch einen Meteoriteneinschlag entstanden, bestehen aber fast ausschließlich aus geschmolzenem irdischem Material.
Große Skepsis ist angebracht, wenn ein Stein zum Beispiel golden glänzt, eine blasige Oberfläche, große Klüfte, Risse oder große Poren aufweist, oder wenn er ungewöhnlich leicht ist. Recht selten, aber nicht ausgeschlossen, sind grüne Farben. Sie könnten auf einen Diogeniten mit Pyroxenen oder einen Pallasiten mit Olivinen hinweisen. Keinesfalls zugreifen sollte ein Kaufinteressent, wenn Steine von extrem ungewöhnlichen Fundorten („gefunden bei Karlsruhe“) oder mit lapidaren Kurzbezeichnungen („Eisenmeteorit“) zu Phantasiepreisen feilgeboten werden.
Zuletzt noch einmal der Rat: Vertrauen Sie im Zweifel einem Fachmann, der nach intensiver Untersuchung auch Ausnahmen der hier beschriebenen Erscheinungsformen beurteilen kann.