Wie die Impaktite sind auch die Tektite keine Meteoriten, sondern sind bei heftigen Meteoriteneinschlägen entstanden. Es handelt sich im Wesentlichen um natürliches Glas, das nach einem Einschlag in weiter Entfernung vom Himmel „geregnet“ ist. Voraussetzung für die Entstehung war ein flacher Einschlagswinkel von etwa 30 bis 45 Grad. Tektite können unwahrscheinlich wirkende, beinahe symmetrische Formen annehmen.
Auf kaum einer Mineralien- oder Meteoritenbörse fehlen darf der grünliche Moldavit, aus dem sogar Schmucksteine geschliffen werden. Offenbar regt der beliebte Moldavit aber nicht nur die Phantasie von Käufern, sondern auch von Betrügern an, betrachtet man die mehr oder weniger geglückten Fälschungsversuche. Letzte Sicherheit über die Echtheit des außerirdischen Glases bringt eine Analyse der chemischen Zusammensetzung sowie insbesondere des Wassergehaltes.
Entstehungsgeschichte der Tektiten
Tektite bestehen aus oberflächennahem Gesteinsschutt, der von einem wirklich großen Meteoriten in die Luft geschleudert und gleichzeitig geschmolzen wurde. Je nach Ausgangsmaterial nehmen sie verschiedene Farben von Schwarz bis Grün an und können zum Teil mehr als zehn Zentimeter groß werden. Während des Rückfalls zur Erde kondensierte, erkaltete und erstarrte die Glasmasse. Dabei bildeten sich oft abgerundete oder aerodynamische Formen mit glatten und blasigen Oberflächen. Besonders spektakulär wirken runde, tropfen- oder hantelförmige Tektite, die jeweils eine leicht unterschiedliche Entstehungsgeschichte aufweisen.
Die mit hoher Energie ausgestoßenen Objekte gingen oft Hunderte von Kilometern von ihrem Entstehungsort nieder. Daher erstrecken sich die „Streufeld“ genannten Fundgebiete über große Teile der Erdoberfläche. Erstaunlicherweise sind weltweit nur vier solcher Streufelder bekannt:
Europäisches Streufeld
Vor rund 14,6 Millionen Jahren fielen im weiteren Umfeld des Nördlinger-Ries-Kraters die Moldavite. Da der seinerzeit eingeschlagene, große Asteroid aus Westen kam, verteilten sich die Moldavite folgerichtig im Osten. Man findet sie heute vor allem in der Nähe des tschechischen Flusses Moldau, von dem sie auch ihren Namen haben. Weitere Fundorte liegen in Deutschland und Österreich (hierhin wurden die Tektite von Flüssen und Gletschern transportiert). Moldavite zeichnen sich meist durch filigrane, lang gestreckte Formen aus.
Australasiatisches Streufeld
Nur etwa 790.000 Jahre ist dieses riesige Streufeld alt, das möglicherweise über ein Viertel der Erdoberfläche bedeckt und erhebliche Teile Australiens und Südostasiens einschließt. Nicht sicher geklärt ist bisher, wo sich der Meteoritenkrater befindet. Während ihn frühere Spekulationen auf dem Meeresboden oder in der Antarktis verorteten, deuten neueste Forschungen auf das südostasiatische Land Laos hin.
Die zugehörigen, meist schwarzen Tektite lassen sich grob unterteilen in Australite (australische Funde), Indochinite (Funde aus Südostasien) sowie Chinite (chinesische Funde). Die charakteristischen Formen wie Tropfen oder Hanteln mit Flanschen sind durch die Rotation und das nochmalige Aufschmelzen der fallenden Glaskörper entstanden.
Nordamerikanisches Streufeld
Etwa 34 Millionen Jahre alt ist der Chesapeake-Bay-Krater an der US-amerikanischen Ostküste. Seine Auswürfe werden unterteilt in Bediasite und Georgiaite. Die braunen und schwarzen Bediasite wurden im US-Bundesstaat Texas gefunden wurden, rund um die Kleinstadt Bedias bei Houston. Die grünlichen Georgiaite fielen dagegen im Bundesstaat Georgia. Georgiaite sind außerordentlich selten und entsprechend wertvoll.
Elfenbeinküste
Tektite aus dem „Elfenbeinküste-Streufeld“ heißen auch Ivorite. Dies entspricht dem heutigen Namen des afrikanischen Staates Elfenbeinküste: Cote d’Ivoire. Die schwarzen Objekte haben ihren Ursprung in dem gut eine Million Jahre alten Lake-Bosumtwi-Krater. Der Krater selbst, der heute von einem See ausgefüllt wird, liegt in Ghana, dem östlichen Nachbarstaat der Cote d’Ivoire.