Oberflächlich betrachtet, sehen viele Meteoriten einander recht ähnlich. Handelt es sich nicht gerade um ein ausdrucksstarkes Schrapnell eines Eisenmeteoriten, sondern um einen gewöhnlichen Chondriten, erkennt der Laie kaum den außerirdischen Ursprung. Um die Besonderheiten und verborgenen Schönheiten von Meteoriten herauszustreichen, werden sie gerne bearbeitet – in Endstücke oder Scheiben zersägt, poliert und geätzt. In diesem Aspekt gleichen sie tatsächlich Achaten und Edelsteinen, die auch bearbeitet werden, um ihnen einen besonderen Ausdruck zu verleihen.

Scheibe des Fukang Pallasiten
Fukang-Pallasit als durchscheinende Scheibe, Foto: Peter Rüdel/Minerando

Scheiben

Eigentlich alle Meteoritentypen gibt es im Handel nicht nur in ihrer vollständigen, naturbelassenen Form als „Individuum“, sondern auch als bearbeitete Scheiben (englisch „Slices“). Dazu wird der Meteorit mittels einer Diamantsäge vorsichtig in fast beliebig viele Stücke zerteilt. Oft sind die entstehenden Scheiben nur wenige Millimeter dünn. Außerdem wird die Oberfläche gerne glatt poliert.

Im Ergebnis erkennt man nun, welche Schätze sich unter der bräunlichen Kruste verborgen haben: je nach Meteoritentyp beispielsweise kreisrunde Chondren, grüne Olivine oder spiegelnde Metallflächen. Bestanden zuvor noch Zweifel, ob es sich wirklich um einen Meteoriten handelt, lassen sich diese eventuell mit einem einzigen Kennerblick beseitigen.

Bei manchen Meteoriten lohnt sich ein weiterer Bearbeitungsschritt: das Ätzen mit Salpetersäure. Bei vielen Eisenmeteoriten zeigen sich anschließend auf der geätzten Fläche ausdrucksvolle und charakteristische Strukturen: Widmanstätten-Gefüge oder die Neumannschen Linien. Meteoriten mit Widmanstätten-Gefüge werden gerne zu dekorativen Schmuckstücken weiterverarbeitet. Dazu zählt insbesondere der Meteorit mit dem schwedischen Zungenbrecher-Namen Muonionalusta.

sericho endcut
Endcut eines Sericho-Pallasiten

Endstücke

Wenn ein Meteorit mit dem englischen Begriff „Endcut“ angepriesen wird, handelt es sich um ein Fragment, das nicht aus der Mitte eines Individuums herausgeschnitten wurde, sondern von dessen Rand. Dies ist ähnlich – Wissenschaftler mögen mir diesen Vergleich verzeihen – wie bei einem Wurstzipfel.

Ein Endstück/Endcut verbindet potenziell zwei Vorteile: zum einen kann eine polierte Oberfläche zu sehen sein – zum anderen erkennt man aber auch das äußere Erscheinungsbild, eventuell sogar inklusive Schmelzkruste. Das Endstück ist also ein Mittelding zwischen einer Scheibe und einem Individuum.

Dünnschliffe

Dünnschliffe haben nicht nur einen ganz eigenen ästhetischen Reiz, sondern werden auch für wissenschaftliche Untersuchungen benötigt. Sie bestehen aus Gesteinsproben, die in feinste Scheiben geschnitten und geschliffen werden. Manche Dünnschliffe haben eine Stärke von nur 0,02 bis 0,03 Millimetern. Für ihre Herstellung brauchen Fachleute mehrere Stunden.

Bei diesen Scheibchen werden sogar die Silikate der Steinmeteoriten durchscheinend. Schon unter einem einfachen Lichtmikroskop werden feinste Strukturen sichtbar, die sich sonst der direkten Beobachtung entziehen. Und unter polarisiertem Licht verwandeln sich sonst unscheinbar wirkende Meteoriten in eine farbig schillernde Mikrowelt, die den Experten sogar ihre mineralogische Zusammensetzung offenbart.

Calama 022 Dünnschliff
Dünnschliff eines Steinmeteoriten aus Chile
Bearbeitete Meteoriten: Scheiben, Endstücke und Dünnschliffe