Nach Schätzungen treffen jährlich fast 20.000 Meteoriten mit einem Mindestgewicht von 100 Gramm die Erde. Allerdings wird nur ein verschwindend kleiner Teil von ihnen tatsächlich gefunden. Die meisten Meteoriten fallen ins Meer (über ein Viertel), bohren sich unbemerkt in den weichen Erdboden oder zerbröseln in irgendeiner abgelegenen, menschenleeren Gegend.
Die wichtigsten Fundgebiete liegen heute in Wüstenregionen und in der Antarktis. Woran liegt das?
Obwohl die statistische Fallrate von Meteoriten auf jedem Fleck der Erdkugel gleich ist, können sich die Steine bzw. Eisenstücke unter bestimmten Bedingungen anreichern. Das sind die Ursachen:
- In der Wüste und anderen Trockengebieten ist die Verwitterung gering. Mangels Niederschlägen fehlt beispielsweise die Frostsprengung, bei der Wasser in kleinen Gesteins-Ritzen gefriert. Die gefallenen Meteoriten können in solchen Gebieten einige Zehntausend Jahre unbeschadet überdauern und sich langsam ansammeln.
- Oft halfen die Umweltbedingungen mit, die vorhandenen Meteoriten gleichsam zu konservieren. In manchen Wüsten wurden sie langsam von Sand bedeckt. Unter weitgehendem Luftabschluss veränderten sich die Stücke kaum mehr und waren auch während feuchterer Klimaphasen gut geschützt. In der Antarktis wurden viele Meteoriten im Jahrtausende alten Gletschereis eingebettet.
- Neben diesen konservierenden Prozessen gibt es andere Mechanismen, die dazu führen, dass die über lange Zeiträume angesammelten Meteoriten wieder an der Erdoberfläche erscheinen. In den Wüsten kann es passieren, dass die meteoritenhaltigen lockeren Sedimente (der Sand) vom Wind abgetragen werden.
- In der Antarktis liegen die Fundgebiete in sogenannten Blaueisfeldern: Zum Beispiel am Rande von Bergketten tritt Gletschereis offen zutage, wobei das Eis sublimiert, also ohne nennenswertes Tauwasser direkt „verdunstet“. Diese Sublimation ist eine wichtige Nebenbedingung, denn Tauwasser könnte den Meteoriten schaden. Fachleute nennen diese seltene Konstellation eine „Meteoritenfalle“.
- Zu guter Letzt erfüllen Wüsten und Blaueisfelder noch eine weitere wichtige Voraussetzung: Dort gibt eine keine Vegetation, die den freien Blick auf die Meteoriten behindern könnte. Im Eis und im hellen Wüstensand fallen die Stücke, die oft von einer dunklen Schmelzkruste überzogen sind, schon von Weitem auf.
Neben diesen physischen Faktoren gibt es auch kulturelle Aspekte, die über die geografische Verteilung der Funde entscheiden. Wo Menschen intensiv den Himmel beobachten und den Meteoriten einen wissenschaftlichen und/oder materiellen Wert zubilligen, führen neue Fälle mit hoher Wahrscheinlichkeit zu neuen Funden. Da die Globalisierung auch vor der Meteoritensuche keinen Halt gemacht hat, sind die Zeiten der unberührten Landschaften allerdings vorüber.
Wüstenfunde
Waren in den 1980er-Jahren erst wenige Dutzend Wüsten-Meteoriten gefunden worden, erkannten in den 1990er-Jahren nordafrikanische Händler und professionelle Meteoritensucher das enorme Potenzial dieser Fundgebiete. Heute verzeichnet die Datenbank der „Meteoritical Society“ insgesamt über 68.000 einzelne Meteoriten, von denen mehr als 10.000 eine offizielle Bezeichnung mit dem Zusatz „NWA“ tragen (zum Beispiel „NWA 869“). Das Kürzel NWA steht für „Northwest Africa“ und bezeichnet eine Vielzahl von Meteoriten mit teils unklarer Herkunft, die irgendwo in Saharastaaten wie Marokko, Algerien, Libyen und Mali entdeckt wurden.
Berühmt für ihre Funde ist die Hammada al-Hamra, ein Hochplateau in der libyschen Sahara. Früher konnte hier ein Meteorit pro 10 Quadratkilometer gefunden werden – ein weltweit unerreichter Spitzenwert. Eine Besonderheit: In der Hammada al-Hamra tritt kaum Quarzsand auf, der für die Sahara eigentlich typisch ist, dessen scharfkantige, vom Wind angetriebene Körner aber Meteoriten schnell zerstören können.
Auch in anderen Wüstenregionen außerhalb der Sahara wurden die Meteoritenjäger reichlich fündig: auf der Arabischen Halbinsel (vor allem dem Oman), in der südafrikanischen Namib, der südamerikanischen Atacama, den australischen Wüsten sowie den nordamerikanischen Trockengebieten (Arizona).
Die Vielzahl der plötzlichen Funde hat die Preise auf dem Meteoritenmarkt einbrechen lassen – zur Freude vieler heutiger Sammler. Mittlerweile scheinen allerdings viele Wüsten-Fundgebiete ausgebeutet. Außerdem haben manche Regierungen der Suche und dem ungeregelten Export der Steine einen Riegel vorgeschoben. Beispielsweise ist an bekannten australischen Fundstätten (Henbury) jede weitere Sammeltätigkeit verboten.
Funde in der Antarktis
Seit einigen Jahrzehnten werden in der Antarktis Meteoriten zu Forschungszwecken gesammelt. Sie gelangten in den 1970er-Jahren gelegentlich aus dem Forschungsbetrieb in den privaten Handel – aber seither gar nicht mehr.
Weit über 40.000 (meist verhältnismäßig kleine) Meteoriten mit einer Herkunftsbezeichnung aus der Antarktis finden sich bei der Meteoritical Society. Die meisten Funde stammen von den Allan Hills, einer Hügelkette in der Ostantarktis, andere aus Fundgebieten mit klingenden Namen wie Yamato, Elephant Moraine oder sogar tatsächlich „Meteorite Hills“. Manche antarktischen Meteoriten haben mehr als eine Million Jahre im Eis verbracht, bevor sie wieder an der Oberfläche erschienen, die Mehrzahl von ihnen aber „nur“ mehrere Zehntausend Jahre (ähnlich den Wüstenfunden).
Aufgrund der äußerst widrigen Klimabedingungen ist die Suche auf dem südlichsten Kontinent noch deutlich teurer und aufwändiger als in den Wüsten. Ein Mysterium war bisher das weitgehende Fehlen von Eisenmeteoriten. Laut neuen Erkenntnissen müssten sich diese Meteoriten allerdings in etwas tieferen Eisschichten verbergen – und dort auf ihre Entdeckung warten.