Sie möchten einen Meteoriten kaufen, verstehen aber die Fachbegriffe der Händler nicht? In diesem Glossar finden Sie wichtige und häufig verwendete Bezeichnungen in alphabetischer Reihenfolge. Nur kurz erwähnt sind die wichtigsten Meteoritenklassen. Diese Unterschiede behandele ich an anderer Stelle intensiver.

Achondrit: Bei diesem speziellen Typ der Steinmeteoriten fehlen die sogenannten Chondren. Sie haben Ähnlichkeiten mit Magma-Gesteinen von unserer Erde und stammen oftmals vom Asteroiden Vesta. Achondrite gliedern sich wiederum in zahlreiche Untergruppen wie HED-Meteoriten, Angrite und Ureilite auf.

Asteroid: Etwa 800.000 kleine Himmelskörper haben Wissenschaftler im sogenannten Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter gezählt. Manche wie der Pallas, Vesta, Juno oder der Kleinplanet Ceres sind mehrere Hundert Kilometer groß, während andere Asteroiden nur einige Meter messen.

Ätzung: Bestimmte Typen von Eisenmeteoriten haben im inneren eine besondere Struktur verborgen, die aber erst durch eine Bearbeitung sichtbar wird. Die Meteoriten werden hierzu zunächst zerschnitten, poliert und mit Salpetersäure geätzt. Oktaedrite zeigen dann ein Widmanstätten-Gefüge, die Hexaedriten dagegen die Neumannschen Linien. Nur die Untergruppe der Ataxite reagiert nicht sichtbar auf eine Ätzung.

Beobachteter Fall: Meteoritenliebhaber freuen sich immer darüber, wenn sich ein Meteorit klar zuordnen lässt, weil Augenzeugen seinen Fall beobachtet und ihn kurz darauf gefunden haben. Außerdem hat ein frisch gefallener Stein noch keine Schäden durch Verwitterung bekommen. Bei Meteoriten, die dagegen als „Fund“ gekennzeichnet wurden, ist der Zeitpunkt ihres Falles unklar und kann sogar Jahrtausende zurückliegen.

Bestrahlungsalter: Während ein Meteorit durch das Weltall fliegt, wird er von kosmischer Strahlung verändert. Die im Nachhinein feststellbare Bestrahlungsdauer entspricht im Groben der Zeitspanne zwischen der Loslösung vom Mutterkörper und dem Einschlag auf der Erde.

Brekzie: Mischung von Gesteinssplittern unterschiedlicher Herkunft, die zu einem neuen Stein verbacken sind. Häufig bei Achondriten vorzufinden.

CAI: Die Abkürzung CAI steht für „Calcium-Aluminium-reiche Einschlüsse“. Gemeint sind damit oft winzige, manchmal auch einen Zentimeter große Bereiche von kohligen Chondriten, die im Wesentlichen aus Calcium und Aluminium bestehen. Das Besondere: Diese Minerale stammen nach heutigen Erkenntnissen aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems und sind daher älter als die Sonne und die Planeten. (Ein Laie kann allerdings kaum erkennen, ob dieses Merkmal bei einem Meteoriten vorhanden ist.)

Chondren: Dies sind die Markenzeichen der Steinmeteoriten vom Typ der Chondriten. Chondren sind runde Silikatkügelchen, die bei Meteoritensammlern umso beliebter sind, desto größer und deutlicher sie zu erkennen sind. Die Kügelchen sind bei kurzen Schmelzprozessen während der Frühzeit unseres Sonnensystems entstanden und messen in der Regel nur wenige Millimeter im Durchmesser.

Chondren
Chondren in verschiedenen Größen, teilweise leicht deformiert

Chondrit: Die Chondrite zählen wie die Achondrite zu den Steinmeteoriten. Ihr Markenzeichen sind die Chondren (siehe oben). Die „gewöhnlichen Chondriten“ sind besonders häufig und entsprechend günstig zu bekommen. Sie werden nach ihrem Eisen- bzw. Metallgehalt in die Klassen H, L und LL eingeteilt. Deutlich seltener und teurer sind beispielsweise die kohligen Chondrite oder die Rumuruti-Chondrite.

Eisenmeteoriten: Obwohl nur gut 5 Prozent aller beobachteten Meteoritenfälle aus Eisen und Nickel bestehen, scheinen sie die Meteoritensammlungen zu dominieren. Das liegt neben den optischen Reizen dieser Stücke vor allem daran, dass Eisenmeteoriten langsamer verwittern als Steinmeteoriten und daher überproportional oft gefunden werden.

Endcut/Endstück: Ein Endcut ist eine Meteoritenscheibe, die von dessen Rand abgeschnitten wurde. Sie erlaubt daher sowohl einen Blick auf die äußere Erscheinung als auch ins Innere des Meteoriten.

Fragment: Ein Fragment ist ein (meist kleines) Bruchstück des gesamten Meteoriten. Es weist keine oder jedenfalls keine vollständige Schmelzkruste auf.

Frische: Im Fachjargon gilt ein Meteorit als frisch, wenn er vor recht kurzer Zeit gefallen ist und daher kaum Verwitterung zeigt. Eine klar definierte Grenze für Frische besteht aber nicht.

Fund: Im Gegensatz zum „Fall“ hat den Fund niemand beobachtet. Der gefundene Meteorit mag unter Umständen Jahrtausende auf seine Entdeckung gewartet haben.

Hauptmasse: Das größte Stück, das von einem bestimmten Meteoriten gefunden wurde (aber nicht zwangsläufig das erste Stück), ist dessen Hauptmasse.

Individuum: Ein Individuum ist ein einzelner Meteorit oder ein Meteoriten-Bruchstück, das auf dem Weg durch die Atmosphäre eine eigene Schmelzkruste bekommen hat. Die Abgrenzung zwischen Fragment und Individuum ist nicht immer eindeutig.

Kohliger Chondrit: Diese Unterklasse der Meteoriten zeichnet sich durch einen Kohlenstoffanteil von bis zu drei Prozent aus. Außerdem können sie CAIs (siehe oben), kleinste Diamanten und sogar Vorformen organischer Materie enthalten – was sie für Sammler und Forscher gleichermaßen interessant macht. In diesem Zusammenhang ist die Bezeichnung „primitiver Chondrit“ keine Herabwürdigung, sondern ein Attribut, das den Wert nochmals steigern kann.

Matrix: Größere Strukturen wie Chondren sind in eine feinkörnige Grundmasse, die man Matrix nennt, eingebettet. Die Matrix kann eher hell oder dunkel sein und bestimmt so die Farbwirkung des Meteoriten.

Melt Rock: Wenn der spätere Meteorit aus seinem Mutterkörper herausgeschlagen wird, wirken gewaltige Energien. Dabei kann das ursprüngliche Gestein ganz oder teilweise schmelzen (= melt) und seine Struktur verändern. Eine besondere Variante ist die Impakt-Melt-Brekzie, auch IMB abgekürzt.

Mutterkörper: Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Bemühungen besteht darin, den Mutterkörper eines Meteoriten zu identifizieren – denjenigen Himmelskörper, auf dem sich sein Material (Stein, Eisen) ursprünglich gebildet hat.

Neumannsche Linien: Ein charakteristisches Linienmuster, das speziell auf manchen polierten und geätzten Hexaedriten (Eisenmeteoriten) erscheint.

NWA: Trägt ein Meteorit die Bezeichnung NWA samt einer Kennnummer, stammt er aus Nordwest-Afrika. Allerdings ist der genaue Fundort meist unbekannt. NWA ist die häufigste unter den Meteoritenbezeichnungen – was keineswegs bedeutet, dass diese Stücke wertarm sind.

Orientierter Fall: Den als „orientiert“ bezeichneten Meteoriten kann man deutlich ansehen, in welcher Richtung sie durch die Atmosphäre gefallen sind. Der Grund sind Schmelzprozesse an ihrer Oberfläche, die durch die Reibungshitze entstehen.

Paired: Ist ein Meteoritenfund paired (englisch für „gepaart“), so hat er vielleicht eine eigene Bezeichnung wie NWA 1234, ist aber wahrscheinlich nicht eigenständig, sondern gehört zu einem anderen, bereits analysierten Meteoriten.

Pallasit: Die Pallasite zeichnen sich durch ein Nebeneinander von Silikat-Mineralen und einer Eisen-Nickel-Grundmasse aus, und sind womöglich eine Mischung aus verschiedenen Schichten eines Asteroiden. Wird ein solcher Meteorit in Scheiben geschnitten, lassen sich oft große Olivine erkennen. Daher zählen Pallasite zur Gruppe der Stein-Eisen-Meteoriten.

Regmaglypten: Wie Fingerabdrücke prägen sich die Regmaglypten in die Meteoriten-Oberfläche ein. Diese Vertiefungen sind das Ergebnis von Schmelzprozessen in der Erdatmosphäre, bei denen sich flüssiges Metall vom Meteoriten ablöst. Eisenmeteoriten bilden besonders vielen und tiefe Regmaglypten aus.

Scheibe: Meteoriten werden oft in Scheiben angeboten, da man so die Chondren, CAIs, Kristalle und andere Strukturen gut erkennen kann. Dabei werden die begehrteren Vollscheiben (eventuell mit Schmelzkruste) von den Teilscheiben unterschieden.

Schmelzkruste: Die dunkle, meist matte Kruste eines Meteoriten entsteht dadurch, dass seine Oberfläche in der Atmosphäre zu schmelzen beginnt. Eine möglichst vollständig erhaltene Schmelzkruste ist das entscheidende Kriterium für ein „Individuum“, gilt als besonders ästhetisch und wertsteigernd. Laien verwechseln die Kruste eventuell mit einer später entstandenen „Wüstenpatina“.

Schockklassen: Neben den Verwitterungsklassen werden Meteoriten auch in Schockklassen von S1 (kaum geschockt) bis S6 (stärkster Schock) eingeteilt. Der „Schock“ kam zustande, als der Mutterkörper des Meteoriten von einem anderen Himmelskörper getroffen wurde. Unter der Schockwirkung hat sich das ursprüngliche Material verändert, ist gebrochen und im Extremfall sogar geschmolzen.

Stein-Eisen-Meteoriten: Diese Meteoritenklasse enthält, grob gesagt, metallische und steinerne Bereiche, die sich gegenseitig durchmischen können. Hierzu zählen die bei Sammlern beliebten Pallasite (siehe oben).

Streufeld: Wenn Meteoriten in zahlreichen Stücken zur Erde fallen, verteilen sie sich auf dem Erdboden in einem elliptischen Streufeld. Auch Tektite haben große Streufelder.

TKW: Das „Total known weight“ ist das bekannte Gesamtgewicht eines Meteoriten. Von den meisten Meteoriten wurden nicht nur ein oder zwei Stücke gefunden, sondern Dutzende oder Hunderte. Rechnet man alles zusammen, hat man das TKW. Werden im Lauf der Zeit weitere Fragmente gefunden, erhöht sich auch das Gesamtgewicht. Ein niedriges TKW hat meist einen höheren Meteoritenpreis zur Folge.

Ungruppiert: Ein als ungruppiert (ungrouped) bezeichneter Meteorit lässt sich derzeit – trotz durchgeführter Analysen – nicht sicher einem bestimmten Typ zuordnen. Infolge künftiger wissenschaftlicher Erkenntnisse sind daher noch Überraschungen möglich.

Unklassifiziert: Bei einem als „unklassifiziert“ benannten Meteoriten hat niemand Zeit und Geld aufgewendet, das Stück chemisch untersuchen zu lassen. Obwohl man also nicht hundertprozentig weiß, um welchen Meteoritentypen es sich handelt, zählen diese Stücke meist zu den „gewöhnlichen Chondriten“. Unklassifizierte Meteoriten sind normalerweise besonders preisgünstig.

Verwitterung: Die Verwitterung setzt ein, sobald der Meteorit auf der Erdoberfläche landet. Vom Wind getriebene Sandkörner, Wasser, Frost und Temperaturschwankungen setzen den Steinen zu. Besonders die Eisenmeteoriten sind anfällig für Oxidation: sie verrosten langsam, wenn man keine Gegenmaßnahmen einleitet. Diese Verwitterung (englisch „weathering“) wird in die Grade W0 (ganz frisch) bis W6 (stark verwittert und oxidiert) eingeteilt.

Vesta: Dieser Asteroid gilt als Mutterkörper für eine ganze Reihe von Meteoritentypen. Sie sind unter dem Kürzel HED zusammengefasst. Vesta ist der zweitgrößte der Asteroiden mit einem mittleren Durchmesser von 516 Kilometern.

Widmanstätten-Struktur: Dieses besondere Linienmuster zeigt sich auf der Oberfläche mancher geätzter Eisenmeteoriten. Es kann nur unter sehr speziellen Bedingungen im Inneren von Asteroiden entstehen und ist daher ein Echtheits-Merkmal von Meteoriten.

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