Nach heutigen Erkenntnissen stammt der älteste in Europa gefundene und größtenteils erhaltene Meteorit nicht aus dem französischen Ensisheim, sondern aus dem ehemaligen Königreich Böhmen. Etwa im Jahr 1400 fiel ein Meteorit bei Schloss Loket (deutsch: Burg Elbogen) vom Himmel. Heute gehören die Ländereien rund um die gotische Burg zur Tschechischen Republik.
Große historische Bedeutung
Um die ersten Jahre, die der Eisenmeteorit auf der Erde verbrachte, ranken sich einige Mythen und Geschichten (mehr dazu hier). Die Menschen des Mittelalters sahen in Meteoriten keine spannenden Forschungsobjekte, sondern eher Boten des Teufels.
Das änderte sich erst Anfang des 19. Jahrhunderts grundlegend, als Meteoriten als Körper kosmischer Herkunft anerkannt wurden. Bei der nun erweckten wissenschaftlichen Neugier spielte auch der Elbogen-Meteorit eine bedeutsame Rolle: Der Österreicher Alois Widmanstätten untersuchte ein Fragment und erkannte daran die besonderen, nach ihm benannten Strukturen von Eisenmeteoriten. Später wurde Elbogen in die Gruppe der mittleren Oktaedrite, Untergruppe IID, einsortiert.
Der Star mehrerer Museen
Bedenkt man das Schicksal vieler Meteoriten, die heutzutage in der Sahara aufgespürt werden, ist von Elbogen bemerkenswert viel Masse erhalten geblieben. Von den ursprünglich 107 Kilogramm befindet sich noch ein 14 Kilo schweres Stück im Rathaus der tschechischen Stadt Loket. 79 Kilo wurden dagegen ins Naturkundemuseum nach Wien gebracht, wo Elbogen in einer der berühmtesten Meteoritensammlungen des Welt verwahrt wird. Recht bedeutsame Fragmente lassen sich außerdem im Prager Nationalmuseum, in der Prager Karlsuniversität sowie im Berliner Museum für Naturkunde besichtigen.