Der Campo del Cielo ist ein Eisenmeteorit der Superlative. Er besitzt nicht nur die größte Gesamtmasse aller jemals gefundenen Meteoriten (wenn man alle Einzelstücke zusammenzählt), sondern hat auch eine bewegte Geschichte hinter sich. Als glänzende, von Rost gereinigte Fragmente finden sich die „Campos“ in fast jeder Meteoritensammlung. Sie zählen zu den preiswertesten Meteoriten überhaupt.
Indianischer Fund und spanische Expedition
Der ursprünglich wohl fünf Meter messende Eisenmeteorit fiel laut wissenschaftlicher Analysen vor mehr als 4000 Jahren im Norden des heutigen Argentinien vom Himmel. Vermutlich fanden die Ureinwohner recht bald die zahllosen großen und kleinen Meteoritenstücke. Vielleicht verwendeten sie auch Meteoriteneisen für ihre Zwecke. Sicher ist jedenfalls, dass die Indianer der Fundregion den Namen „Piguem Nónaxá“ gaben, was die spanischen Eroberer als Campo del Cielo (= „Feld des Himmels“) übersetzen. Nach überraschender war, dass die Indianer seinerzeit zu berichten wussten, in dieser Region sei Eisen vom Himmel gefallen.
Hatte sich der Meteoritenfall über mindestens anderthalb Jahrtausende in indianischen Überlieferungen erhalten? Oder hatten die Ureinwohner einfach eine spirituell passende Erklärung gesucht und gefunden? Als die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert die Geschichte hörten, glaubten sie jedenfalls nur den Teil vom Metallfund, aber nicht die himmlische Herkunft. Verständlich, denn erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts hat die europäische Wissenschaft die Existenz von Meteoriten akzeptiert.
Im Jahr 1576 fanden dann auch die Spanier den Meteoriten Campo del Cielo und sammelten einige seiner Teile auf. Aber es sollte weitere 200 Jahre dauern, bis sich eine zweite spanische Expedition in diesen Landesteil aufmachte, der rund 1000 Kilometer von der Küste entfernt liegt. Die Spanier hofften, dass die metallenen Steine aus einer Silbermine stammen könnten. Aber da sie weiterhin nicht an Meteoriten glaubten und nur Eisen, aber kein Silber aufspürten, kehrten sie um und ließen die scheinbar wertarmen Steine einfach liegen. Noch im 19. Jahrhundert haben die Spanier große Teile des Meteoriten abgeschlagen, eingeschmolzen und zu Pistolen verarbeitet, die ein nordamerikanischer Gesandter zum Geschenk bekam.
Heutige Funde
Heute weiß man glücklicherweise, dass der Campo del Cielo keineswegs wertlos ist. Noch immer werden in der Region Gran Chaco Stücke des Meteoriten entdeckt. Im Jahr 2016 wurde sogar ein Koloss von 30,8 Tonnen aus dem Boden Argentiniens gezogen und auf den Namen Gancedo getauft. Gancedo ist – für sich betrachtet – der zweitschwerste Meteorit der Welt, hinter Hoba aus Namibia und knapp vor dem 28,8 Tonnen wiegenden El Chaco (ebenfalls ein Stück des Campo del Cielo). Unauffindbar ist allerdings der „Mesón de Fierro“, der allererste spanische Fund von 1576. Ob er noch im argentinischen Hinterland liegt? Immerhin soll er über 15 Tonnen gewogen haben, sodass er kaum spurlos verschwinden konnte.
Gestalt und Besonderheiten des Campo del Cielo
Laut chemischer Analyse zählt der Campo del Cielo zum Typ IAB, einer vergleichsweise häufigen Gruppe der Eisenmeteoriten. Er besteht aus 92,6 Prozent Eisen und 6,7 Prozent Nickel. Als sogenannter Oktaedrit besitzt er im Inneren eine Widmanstätten-Struktur, die sich an zerschnittenen und geätzten Stücken zeigt. Die meisten Campos kommen aber als kleine, oft von Menschenhand zerteilte Fragmente in den Handel. Größere Stücke zeigen deutliche Regmaglypten (Vertiefungen) auf der glänzenden Oberfläche, die beim Fall durch die Erdatmosphäre geschmolzen ist. Da dieser Meteorit rostanfällig ist, empfehlen sich Vorsichtsmaßnahmen wie die gemeinsame Lagerung mit feuchtigkeitsspeicherndem Silicagel.