Die Fundorte vieler Meteoriten liegen an unwirtlichen Plätzen unseres Planeten. So auch beim Eisenmeteoriten „Cape York“: Er stürzte vor knapp 10.000 Jahren auf die Insel, die wir heute Grönland nennen. Unklar ist, wann er von den dortigen Ureinwohnern, den Inuit, entdeckt wurde. Jedenfalls erkannten die Inuit (Eskimos), dass der fremde Stein Eisen enthielt und verstärkten mit diesem kostbaren Material ihre Jagdwaffen.
Drittgrößter Meteorit in riesigen Teilen
Nach westlicher Zeitrechnung gilt 1894 als Fundjahr des Meteoriten: Damals entdeckte der US-amerikanische Polarforscher Robert Peary ein knapp 31 Tonnen schweres Bruchstück, das er „Ahnighito“ taufte. Peary ließ im fast menschenleeren Nordwesten Grönlands Eisenbahnschienen verlegen und brauchte insgesamt drei Jahre, um Ahnighito abzutransportieren. Schließlich verkaufte er den Meteoriten an das Naturhistorische Museum in New York – vermutlich ohne die Inuit finanziell zu beteiligen.
Heute gilt Cape York als drittgrößter Meteorit der Welt. Die gesamte Fundmasse von gut 58 Tonnen setzt sich allerdings aus mehreren Teilen zusammen, die über ein weites Gebiet verstreut waren. Das Fragment „Agpalilik“ wurde erst 1963 gefunden und wiegt schätzungsweise 20 Tonnen. Die Stücke „Woman“ und „Savik I“ bringen jeweils rund 3 Tonnen auf die Waage. Experten gehen davon aus, dass erhebliche Teile des Meteoriten ins nahe Nordpolarmeer gestürzt sind, wo sie unauffindbar bleiben werden. Vielleicht wird aber das schmelzende grönländische Inlandeis noch die eine oder andere Überraschung freigeben.
Attraktive Widmanstätten-Struktur
Die chemische Zusammensetzung von Cape York qualifiziert ihn als einen mittleren Oktaedriten. Er beinhaltet 91 Prozent Eisen und etwa 7,5 Prozent Nickel und zählt gemäß seiner Spurenelemente zur Gruppe IIIAB. Polierte und mit Salpetersäure geätzte Scheiben des Eisenmeteoriten zeigen die typischen Widmanstätten-Strukturen.