Jeder Meteorit ist ein Unikat – aber der Seymchan aus Russland zeigt sogar zwei ganz verschiedene Gesichter. Manche Teilstücke entsprechen einem typischen Oktaedriten der Klasse IIE, während andere auf einen Stein-Eisen-Meteoriten vom Typ der Pallasite hindeuten. Bei Meteoritensammlern besonders begeht sind die Pallasite mit ihren zahlreichen Olivinen, die in eine Eisenmatrix eingebettet sind. Im Handel werden fast ausschließlich Scheiben angeboten, bei denen entweder die Widmanstätten-Struktur des Oktaedriten herausgearbeitet ist oder die Olivine im Vordergrund stehen. Zwischenzeitlich bestand sogar der Verdacht, Seymchan sei nicht ein einziger, sondern zwei unterschiedliche Meteoriten am gleichen Fundort. Heute wird er in der Regel als Pallasit eingeordnet.
Fundort in Sibirien
Ungewöhnlich ist auch der Fundort des Meteoriten in Ostsibirien: Er lag im Flussbett des Chekandue, eines Nebenfluss der Jassatschnaja. Der Meteorit wurde entdeckt im Juni 1967, als der Fluss, der sonst reichlich von Schmelzwasser gespeist wird, kaum Wasser führte. Bei Hochwasser war der Stein überschwemmt und den Blicken entzogen.
Rund 350 Kilogramm Meteoritenmasse – nach anderen Angaben 323 Kilogramm – wurden mittlerweile geborgen. Es brauchte mehrere Expeditionen in die kaum besiedelte Oblast (Provinz) Magadan, um die Stücke zu sammeln. Der nächstgelegene Ort Seymchan (andere Schreibung: Seimtschan), der dem Meteoriten seinen Namen gab, ist zugleich die einzige Ansiedlung in weitem Umkreis.
Warum so viele russische Funde?
Seymchan, Tscheljabinsk, Sikhote-Alin, Dronino, Krasnojarsk, Chinga – die Liste der prominenten russischen Meteoritenfunde ist besonders lang. Das liegt aber keinesfalls an einer mysteriös gesteigerten Fallrate über Sibirien, sondern vor allem an der schlichten Größe des Landes: Russland umfasst mehr als 17 Millionen Quadratkilometer, mithin gut 11 Prozent der weltweiten Landoberfläche.