Nur ganze 56 Meteoriten sind aus Japan bekannt. Es spricht für die kulturellen Traditionen des fernöstlichen Landes, dass sich unter diesen wenigen Stücken ausgerechnet der älteste auf Erden bewahrte Meteorit befindet. Vor mehr als einem Jahrtausend krachte ein Steinmeteorit (der Überlieferung zufolge) ins Dach eines Shintō-Schreins der Stadt Nōgata, wo er unglaublicherweise bis zum heutigen Tage aufbewahrt wird.
Für das Falldatum ist nach japanischer Zeitrechnung „April 7, Jōgan 3“ notiert, was nach europäischer Zeitrechnung mit dem 19. Mai 861 gleichzusetzen ist. Seither liegt er offenbar in einer Holzschatulle und wird als heiliger Gegenstand betrachtet. Da die japanischen Wissenschaftler womöglich auch ihre Zweifel an dieser Geschichte hatten, haben sie nicht nur den Meteoriten selbst, sondern auch die Holzschatulle untersucht. Wenigstens das Holz scheint tatsächlich das angegebene Alter zu besitzen – was die Hoffnung nährt, dass der Nōgata-Meteorit wirklich aus derselben Zeit stammt und nicht später in das Behältnis gelegt wurden.
Der vergessene L-Chondrit
Gar keine Zweifel bestehen an der außerirdischen Herkunft des Steines. Der Meteorit wurde als 472 Gramm schwerer L-Chondrit mit einer tadellosen Schmelzkruste eingestuft.
Der Geschichte des Nōgata-Meteoriten beweist auch, dass es aus historischer Perspektive manchmal gut sein kann, übersehen zu werden. Nach seinem Fund 861 wurde der Stein über Jahrhunderte vergessen und erst 1922 wiederentdeckt. Und es dauerte nochmals viele Jahrzehnte bis 1979, dass die Shinto-Priester eine wissenschaftliche Untersuchung erlaubten. Kaum auszudenken, wie viele Kriege, Erdbeben, Raubzüge und andere Katastrophen der Meteorit in seiner geheimen Schatulle verschlafen hat…