Zwar mögen die Meteoriten nicht ganz so vielfältig sein wie irdisches Gestein – aber dennoch ist der Variantenreichtum ganz erstaunlich. Hier stellen wir Ihnen vier besonders seltene Steinmeteoriten vor.
Enstatit-Chondrite
Gut 600 Entstatit-Chondrite wurden bisher gefunden. Zwei Drittel der Fundorte liegen in der Antarktis – aber der Neuschwanstein-Meteorit fiel sogar in Deutschland. Noch spannender ist allerdings ihre Herkunft: Der Ursprungskörper dieses Meteoritentyps kreiste offenbar nicht im heutigen Asteroidengürtel, sondern wesentlich näher an der Sonne. Wahrscheinlich befand sich der Mutterkörper der „E-Chondrite“ sogar innerhalb der Marsbahn und reihte sich erst später unter den weiter entfernten Asteroiden ein, wo es schließlich zu einer Kollision kam, bei der die Meteoriten herausgeschlagen wurden. Diese Steine erzählen also eine Geschichte, die sich vor einigen Milliarden Jahren zugetragen hat. Spekulationen, dass einzelne Enstatit-Chondrite sogar vom Merkur kommen könnten, konnten allerdings bislang nicht erhärtet werden.
Der Grund für die wissenschaftlichen Schlussfolgerungen liegen in der chemischen Analyse des Meteoritenmaterials, bei dem „reduziertes“ (sauerstoffarmes) Eisen aufgefallen war. Benannt wurden diese Chondrite aber nach dem ebenfalls enthaltenen Mineral Enstatit, das aus Magnesium und Silikat besteht.
Rumuruti-Chondrite
Dieser Meteoritentyp geht zurück auf das Jahr 1934: Damals fiel im kenianischen Rift Valley, genauer gesagt bei der Kleinstadt Rumuruti, ein Stein vom Himmel, der nicht so recht zu den bisher bekannten Chondriten zu passen schien. Wissenschaftler diagnostizierten einen außergewöhnlich geringen Anteil von Magnesium im Vergleich zum Element Silizium, kaum metallisches Eisen, wenige Chondren, dafür viel Olivin. Mittlerweile sind gut 200 „R-Chondrite“ entdeckt worden. Das optische Erscheinungsbild vieler Steine zeigt eine Mischung verschiedenartiger Bruchstücke (Brekzie). Offenbar wurde der Mutterkörper der Rumurutis mehrfach von anderen Asteroiden getroffen, bis dort kaum noch „ein Stein auf dem anderen“ blieb.
Kakangari-Chondrite
Noch viel seltener sind die Kakangari-Chondrite. Dieser spezielle Meteoritentyp wurde benannt nach einem 350 Gramm schwerer Stein, der schon im Jahr 1890 bei der indischen Stadt Kakangari vom Himmel fiel. Nur vier Meteoriten dieses Untertyps sind bislang bekannt. Um ihrer Besonderheit auf die Spur zu kommen, muss man allerdings ihre Gaseinschlüsse analysieren. Dabei fällt auf atomarer Ebene eine außergewöhnliche Verteilung von Sauerstoff-Isotopen auf. Daraus schlussfolgert die Wissenschaft, dass die K-Chondrite einen anderen Mutterkörper besitzen müssen als die übrigen Chondriten.
Forsterit-Chondrite
Noch nicht endgültig entschieden ist, ob auch die Forsterit-Chondrite innerhalb der Meteoriten-Systematik eine eigene Gruppe bilden. Bislang sehen Forscher vier Kandidaten, die zu den F-Chondriten passen würden. Ihr gemeinsames Markenzeichen sind ein hoher Anteil an Forsterit-reichem Olivin und besondere Schwefelverbindungen. Das auch auf der Erde gefundene Mineral Forsterit zählt zu den Silikaten und enthält Magnesium. Es wird spekuliert, dass alle Forsterit-Chondrite von demselben Mutterkörper abstammen.