Wer auf der Auktionsplattform Ebay einen prüfenden Blick schweifen lässt, wird gelegentlich auf „Meteoriten“ stoßen, die nach profanen Eisenklumpen aussehen – und genau das auch sind. Allerdings ist der Versuch, sich durch gefälschte Steine zu bereichern, weder originell noch besonders neu. Seitdem die Menschen wissen, dass Meteoriten selten und damit wertvoll sind, erliegen sie der Versuchung, schnöde Steine mit geschummelten Bezeichnungen und astronomischen Preisforderungen zu etikettieren. Dabei ist längst nicht jeder Betrüger so phantasievoll wie im Fall Mercantour.

Aus der Wüste ins Gebirge

Bei uns in Mitteleuropa haben es Meteoriten schwer. Klima und dichte Vegetation behindern die Suche so sehr, dass Funde zu echten Raritäten werden – und entsprechend begehrt und teuer sind. Ein gewöhnlicher Chondrit, der in der Wüste gefunden wurde, bringt im Handel nur wenige Euro, während ein vergleichbares Stück aus Europa nicht nur sinnbildlich „Gold wert“ ist. Diese Preisspanne versuchte ein cleverer und dreister Franzose für sich zu nutzen. Er nahm also einen gut 200 Gramm schweren Stein, trug ihn in die französischen Alpen auf 2900 Meter Höhe und behauptete, ihn eben dort entdeckt zu haben. Und tatsächlich: Der Meteorit erhielt die offizielle Bezeichnung „Mercantour“, nach der vorgeblichen Fundstelle im gleichnamigen Nationalpark (nachzulesen im „Meteoritical Bulletin, No. 105“). Auch finanziell schien die Rechnung aufzugehen, denn winzige Bruchstücke des Steinchens erzielten nun Mondpreise.

Nur leider war die Wissenschaft schlauer. Bei einer Nachuntersuchung des Meteoriten (und ja, ein Meteorit war es wirklich) entdeckten die Forscher winzige Sandkörner in den Ritzen. Da der Sand aus der Sahara stammte, war der Schwindel aufgeflogen. Vermutlich hatte der Betrüger ein echtes Teil, das von einem sehr häufigen und günstigen Meteoriten namens „NWA 869“ abstammt, durch kreative Fundortverlagerung vergolden wollen.

gefälschter Meteorit
Kein Meteorit, sondern eine bei Ebay gekaufte Fälschung – eigenes Foto

Aus Frankreich in die Oberpfalz

Weniger eindeutig ist der „Meteoritenfall von Waldau“ aus dem Jahr 1809. Dafür hat er eine historische Dimension als vermutlich erster Betrugsversuch rund um „Aerolithe“, wie Meteoriten seinerzeit noch hießen. Im Mittelpunkt stand der deutsche Mineralienhändler Jakob Frischholz, der 1811 einen Stein verkaufen wollte, der nach seinen Angaben in der Oberpfalz vom Himmel gefallen war. Nach späteren Recherchen hat es jenen Meteoritenfall von Waldau aber gar nicht gegeben, und der gefundene Stein war eines von vielleicht 3000 Einzelstücken aus dem früheren Fall von L’Aigle in Frankreich. Wollte Frischholz den französischen Stein wissentlich als deutschen ausgeben? Oder ist er am Ende selbst getäuscht worden? Dies wird sich wohl nicht mehr klären lassen.

Aus Russland nach Augsburg

Besonders dreist war der „Meteoritenfall Inningen“ von 1998. Hier hat sich der angebliche Finder nicht einmal die Mühe gemacht, einen Fund in Wald oder Wiese vorzutäuschen. Nein, er habe den 1,2 Kilogramm schweren Eisenmeteoriten geradewegs auf der Straße gefunden, mitten im Augsburger Stadtteil Inningen, behauptete der Mann. Auch dieser Versuch der Wertsteigerung ist glücklicherweise gescheitert: Eine chemische Analyse ergab, dass der Inningen-Meteorit identisch ist mit dem russischen Fund Sikhote-Alin. Zwar ist Sikhote-Alin ein optisch auffälliger und sehr beliebter Meteorit, aufgrund der großen Fundmenge von bis zu Tonnen aber verhältnismäßig günstig. Ein großer Inninger Eisenmeteorit wäre dagegen eine Sensation gewesen. Schade drum.

Ebenfalls aus Russland, und zwar aus Tscheljabinsk, stammt ein Meteorit, der sich 2015 an einer Hamburger Straße wiederfand. Zufällig war kurz vorher eine Feuerkugel über Hamburg gesichtet worden. Da lag es doch nahe, dass so ein Steinchen plötzlich in einen Vorgarten plumpst, oder? Aber dass der Meteorit aus dem Asteroidengürtel eigentlich seine zweite Heimat im Ural gewählt hatte, ist schon seltsam. Womöglich kann ja der ehrliche Finder diese Zusammenhänge aufklären…

Mercantour oder Sahara? Berühmte Fälschungen