Ein wahrer Steinregen beendete im Jahr 1803 das dunkle Zeitalter der Meteoritenforschung. Noch im 18. Jahrhundert leugneten die meisten Wissenschaftler die Möglichkeit, dass Meteoriten außerirdischen Ursprungs sind. Selbst die bahnbrechende Abhandlung des deutschen Forschers Ernst Chladni aus dem Jahr 1794 wurde mit größtem Misstrauen beäugt. Aber als am 26. April 1803 rund 3000 große und kleine Steine vom französischen Himmel fielen, mussten selbst die hartnäckigsten Leugner einsehen, dass Meteoriten keineswegs auf der Erde entstehen.

Anerkennung durch die Académie Française

Der Schauplatz dieses denkwürdigen Ereignisses heißt L’Aigle und liegt in der Normandie, im Norden Frankreichs. Kurz nach dem Meteoritenschauer entsandte die französische Akademie der Wissenschaften (Académie Française) den Physiker und Astronomen Jean-Baptiste Biot nach L’Aigle. Biot stellte fest, dass erstens viele gleichartige Steine gefallen waren und zweitens zahlreiche Augenzeugen anwesend waren – woraus er drittens die unzweifelhafte Herkunft der Meteoriten folgerte. Angesichts der erdrückenden Beweise gab sogar die Académie Française ihren Widerstand auf.

Meteorit L'Aigle
Meteorit L’Aigle in der Sonderausstellung des Naturhistorischen Museums Nürnberg 2022, Leihgabe der Universität Bonn

Der Meteorit von L’Aigle war übrigens ein L6-Chondrit, also ein vergleichsweise häufig vorkommender, eisenarmer Steinmeteorit. Die Gesamtmasse betrug wenigstens 37 Kilogramm, wobei für jedes einzelne der 3000 (oder mehr) Fragmente nur wenige Gramm blieben. Aber diese statistischen Fakten spielten bei dem historischen Ereignis keine besondere Rolle.

Französische Meteoriten

In historischen Zeiten, als die Meteoritensuche noch nicht in heißen Wüsten oder dem Antarktiseis stattfand, waren die wenigen europäischen Funde ungleich bedeutsamer. So wurden zwei französische Meteoriten zu Namenspaten für zwei verschiedene Meteoritentypen. Nach dem Marsmeteoriten, der 1815 im ostfranzösischen Chassigny fiel, wurden die extrem seltenen Chassigniten benannt. Und die etwas häufigere „CO“-Untergruppe der kohligen Chondriten bekam ihren zweiten Buchstaben vom Meteoritenfall in O wie Ornans aus dem Jahr 1868.

L’Aigle (Frankreich)