Der Eisenmeteorit von Sikhote-Alin zählt in mehrerer Hinsicht zu den bedeutendsten Meteoriten des 20. Jahrhunderts. Zum einen gehört er mit einer Fundmasse von bis zu 30 Tonnen (laut „Meteoritical Bulletin“ 23 Tonnen) zu den größten und schwersten Meteoriten überhaupt. Zum anderen zeichnen sich seine vielen Tausend Fragmente durch Formen aus, die von Sammlern als eigenwillig und attraktiv empfunden werden.

Meteorit Sikhote-Alin aus Russland
Sikhote-Alin mit schön ausgeprägten Regmaglypten, Foto: Peter Rüdel/Minerando

Spektakulärer Fall in Ostsibirien

Am 12. Februar 1947 trat der Meteorit, der zu diesem Zeitpunkt noch mehr als 100 Tonnen schwer gewesen sein muss, in die Erdatmosphäre ein. Sein Fall war weithin sicht- und hörbar: Augenzeugen berichten von mehreren Donnerschlägen, mit denen der Meteorit in der Luft in Tausende Teile zerbarst. Die Rauchspur am Himmel soll 30 Kilometer lang gewesen sein.

Der Ort des Niedergangs befand sich im östlichen Sibirien, nahe dem Gebirge Sikhote-Alin, dem der Meteorit seinen Namen verdankt. Nächstgelegene Großstadt ist der Hafen Wladiwostok. Nur mit Mühe erreichte eine Suchexpedition mitten im russischen Winter das Einschlaggebiet, wo der Meteorit über 100 Krater in den Permafrostboden geschlagen hatte.

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Sikhote-Alin als Schrapnell, Foto: Peter Rüdel/Minerando

Gestalt und Besonderheiten von Sikhote-Alin

Beim Fall durch die Atmosphäre haben sich auf der Oberfläche von Sikhote-Alin muldenartige Vertiefungen (die Regmaglypten) ausgeprägt, wie sie für große Eisenmeteoriten typisch sind. Zusätzlich wurden viele Fragmente beim Aufschlag extrem verformt. So entstanden scharfkantige, verdreht wirkende „Schrapnelle“.

Im Gegensatz zum Äußeren ist die chemische Zusammensetzung weniger spektakulär – für einen Meteoriten jedenfalls. Sikhote-Alin besteht zu rund 93 Prozent aus Eisen, 5,9 Prozent aus Nickel und 0,4 Prozent aus Kobalt. Wissenschaftler zählen ihn einerseits zu den Oktaedriten und andererseits zur chemischen Gruppe IIAB. Als Oktaedrit zeichnet sich Sikhote-Alin durch eine innere Struktur mit Widmanstätten-Gefüge aus, die aber erst nach einer Durchtrennung und Ätzung des Meteoriten sichtbar wird.

Aufgrund der hohen Fundmasse wird Sikhote-Alin zu vergleichsweise geringen Gramm-Preisen im Handel angeboten. Viele Fragmente werden auch zu Anhängern oder anderen Schmuckstücken weiterverarbeitet.

Der Sikhote-Alin aus Inningen

Ein mehr als einen Kilo schweres Meteoriten-Fragment spielt auch die Hauptrolle bei einem Betrugsfall. Ein deutscher „Finder“ behauptete 1998, einen neuen Meteoriten in Inningen bei Augsburg entdeckt zu haben. Ein weitere deutscher Meteoritenfund hätte ihm wahrscheinlich viel Geld eingebracht. Aber leider bewiesen spätere Analysen, dass der Meteorit von Inningen eigentlich aus dem tiefsten Russland stammt und in betrügerischer Absicht umdeklariert werden sollte.

Sikhote-Alin (Russland)