In der Antike waren Meteoriten mehr als nur simple Steine. Von Griechen und Römern ist bekannt, dass sie Meteoriten in Tempeln verwahrten und verehrten. Die Ägypter nutzen das Meteoriteneisen zur Schmuckherstellung. Und vermutlich hatten auch Assyrer, Babylonier und andere Völker des Altertums eine ganz eigene Beziehung zu den göttlichen Steinen.
Laut dem griechischen Schriftsteller Plutarch soll in Phrygien (der heutigen Türkei) um 470 v. Chr. ein schwarzer Stein vom Himmel gefallen sein. Dieser Meteorit spielte fortan eine Hauptrolle im Kult um die Göttermutter Kybele. Im Jahr 205 v. Chr. wurde der Meteorit – als Verkörperung der Kybele – feierlich nach Rom transportiert und weiter verehrt. Der faustgroße Stein wurde Teil einer silbernen Statue, den die Römer in einem Tempel aufstellten.
Auch am Artemis-Tempel in Ephesos (damals ein Teil Griechenlands in Kleinasien) soll ein Meteorit aufbewahrt worden sein. Die alten Griechen bezeichneten die heiligen Steine – Meteoriten und Nicht-Meteoriten – als „Bätyle“. Zu manchen Zeiten glaubten die Menschen, dass beseelte Steine dem Gott Uranos im Titanen-Kampf gegen dessen Sohn Kronos geholfen haben sollen.
Mythologie und erste Erkenntnis
Trotz dieser mythischen Deutungsversuche waren die Griechen in ihrem Bemühen um wissenschaftliche Erkenntnis sehr fortschrittlich. Immerhin hielt schon 465 v. Chr. der Philosoph Diogenes einen Meteoriten für einen erloschenen Stern. Und der Philosoph Anaxagoras soll – anlässlich eines Meteoritenfalls an den Dardanellen – ebenfalls im 5. vorchristlichen Jahrhundert spekuliert haben, derartige Steine könnten sich bei Erdrutschen von Himmelskörpern lösen und zur Erde stürzen. Viele Anhänger hatten ihre Theorien allerdings nicht, manchen galten sie gar als gotteslästerlich. Immerhin: Sowohl Diogenes als auch Anaxagoras kamen der Wahrheit wesentlich näher als das europäische Mittelalter, das anderthalb Jahrtausende später in Meteoriten vorzugsweise Zeichen des Bösen sah.
Während Meteoriten im griechischen Altertum eine wichtige kultische Rolle spielten, sind aus der Neuzeit ausgesprochen wenige Meteoritensichtungen bekannt. Das gebirgige und auf viele Inseln verteilte Griechenland bietet denkbar schwierige Fundbedingungen. Vor allem hat es im neuzeitlichen Griechenland wohl an wissenschaftlichem Interesse gefehlt, den Feuerkugel-Sichtungen nachzugehen. Der einzige bestätigte Meteoritenfall – neben einigen zweifelhaften Fällen – ereignete sich bereits 1818 bei der nordgriechischen Stadt Serres. Ein 8,5 Kilogramm schwerer Steinmeteorit fiel hier zu Boden. Heute befindet sich die Hauptmasse des Steins im Naturhistorischen Museum in Wien.