„Is there Life on Mars?“ fragte der britische Popsänger David Bowie in seinem 1971 veröffentlichten Hit. „Yes!“ würde nun vielleicht das US-amerikanische Forscherteam um David McKay antworten, das den Marsmeteoriten ALH 84001 intensiv untersucht hat. Was McKay in dem 1984 gefundenen Meteoriten entdeckte, motivierte den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton sogar zu einer Fernsehansprache. Fossile Lebensspuren zeigten sich unter dem Mikroskop und in der chemischen Analyse, da waren sich die Amerikaner sicher. Mittlerweile ist die Euphorie ein wenig verflogen, wissenschaftliche Gegenargumente liegen auf dem Tisch. Aber widerlegt ist die Lebens-Hypothese keinesfalls.

ALH84001 unter dem Mikroskop
Mikroskopaufnahme des Meteoriten ALH84001 mit möglichem Bakterium – Quelle: gemeinfrei / NASA

Antarktisfund aus dem Marswasser

Der Fundort von ALH 84001 liegt in den Allan Hills. In dieser Hügelkette am Rande des „ewigen“ antarktischen Eises haben Forscher bereist viele Meteoriten entdeckt, die dort Tausende oder gar Millionen von Jahren im Eis eingeschlossen waren. Analysen zufolge wurde ALH 84001 vor 15 bis 17 Millionen Jahren vom Mars abgetrennt, wonach der gut 1,9 Kilogramm schwere Stein durchs Weltall zog, bis er vor rund 13000 Jahren in der Antarktis festfror. Viel wichtiger ist aber das Entstehungsalter des Marsgesteins: Vor 4,091 Milliarden Jahren kristallisierte das Gestein aus einer vulkanischen Schmelze. Damit ist ALH 84001 nicht nur das älteste bekannte Marsgestein, sondern er stammt sogar aus einer Zeit, als der Mars noch teilweise von flüssigem Wasser bedeckt war. Und wo Wasser ist, da ist bekanntlich (manchmal) Leben.

Noch eine Besonderheit: Da ALH 84001 – ebenfalls als einziger Marsmeteorit – vorwiegend aus dem Mineral Orthopyroxen besteht, wurde er als einziger Vertreter in die Meteoritenklasse der Orthopyroxenite eingestuft. Das Mineral kommt unter anderem im südlichen Marshochland vor und lässt den Ursprung des Steins dort vermuten.

Argumente für das Marsleben

Vor allem drei Aspekte erregten die Aufmerksamkeit der Forscher: Erstens kann man im Elektronenmikroskop feine, fossile Strukturen erkennen, die irdischen Bakterien sehr ähnlich sehen. Diese sind allerdings extrem klein (potenzielle Nanobakterien), womöglich zu klein für echtes Leben. Zweitens enthalten sie eine besondere Mineral-Kombination aus Karbonaten und Magnetit, die auf der Erde in biologischen Prozessen entsteht. Ob die Minerale auch anders (nicht-biologisch) entstanden sein könnten, ist die offene Frage. Drittens enthält ALH 84001 sogenannte Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, die beim Zerfall von Bakterien entstehen können – können, aber wohl nicht müssen.

Im März 2019 wurde eine neue Studie veröffentlicht, die ebenfalls auf mikroskopische Lebensformen auf dem Mars hindeutet. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand dabei ein anderer Marsmeteorit, und zwar ALH 77005, der bereits 1977 ebenfalls in der Antarktis entdeckt wurde. Ungarische Forscher wollen in dem Stein nun verdächtige Strukturen gesichtet haben.

ALH 84001 (Antarktis)