Nein – Impaktite sind keine Meteoriten, auch wenn man dergleichen manchmal lesen muss. Aber wie die Tektite sind auch die Impaktite durch einen Meteoriteneinschlag entstanden.

Bei einem großen Einschlag (=Impakt) wirken gewaltige Kräfte auf das irdische Gestein. Es wird teilweise zertrümmert, in die Luft geworfen, teilweise geschmolzen, teilweise auf molekularer Ebene umgeformt. Es entstehen bestimmte, für Impakte typische Kristalle, Minerale und glasartige Gebilde. Da die Impaktite aus dem lokalen Gestein gebildet werden, sehen sie überall ein wenig anders aus und besitzen unterschiedliche Eigenschaften.

Was unterscheidet Impaktite und Tektite?

Während Impaktite in unmittelbarer Nähe des Einschlagkraters – an ihrem Entstehungsort – bleiben, werden die leichten Tektite über große Entfernungen weggeschleudert. Bei chemischer Analyse zeichnen sich Impaktite durch einen deutlich höheren Gehalt an Wassereinschlüssen aus – und können zudem geringe Spuren des eingeschlagenen Meteoriten enthalten.

Libysches Wüstenglas
Libysches Wüstenglas

Libysches Wüstenglas

Der unter Sammlern populärste Impaktit ist das Libysche Wüstenglas: durchscheinende, meist gelbliche Stücke, oft vom Wüstenwind geglättet und poliert. Man sieht dem Material förmlich an, dass es aus dem Quarzsand gebildet wurde, das sich im „großen Sandsee“ von Horizont zu Horizont erstreckt. Schon die alten Ägypter wussten dieses Wüstenglas (das tatsächlich häufiger in Ägypten als in Libyen zu finden ist) zu schätzen: Sogar Pharao Tutanchamun trug einen Skarabäus aus Wüstenglas auf seiner Brust, als Howard Carter das legendäre Grab 1922 öffnete. Zusammen mit seinem Dolch aus Meteoriteneisen und anderen himmlischen Accessoires war Tutanchamun gut gewappnet für den Weg ins Jenseits.

Ein Mysterium – allerdings ein wissenschaftliches – umgibt auch die Entstehung des Libyschen Wüstenglases. Bei dem gefundenen Material, von dem wohl 1400 Tonnen im Untergrund schlummern, handelt es sich zweifelsfrei um Lechatelierit, einen bei mindestens 1700 Grad geschmolzenen Quarzsand. Auch die vorhandenen Wassereinschlüsse (siehe oben) sprechen eindeutig für einen Impaktiten. Das einzige Problem: Es wurde weit und breit kein Meteoritenkrater gefunden. Daher besagt eine Theorie, der verantwortliche Meteorit sei kurz über der Erdoberfläche explodiert und habe aus dieser Position den Sand geschmolzen.

strahlenkalk steinheimer becken
Strahlenkalk aus dem Steinheimer Becken (Deutschland) – Foto: Peter Rüdel/Minerando

Suevite und Strahlenkalke

Wir müssen allerdings nicht unbedingt in die nordafrikanische Sahara schweifen – auch in Deutschland finden sich Impaktite. Unter dem Oberbegriff Suevit sind die besonderen Gesteine im Nördlinger Ries bekannt. Sie entstanden, als vor gut 14,5 Millionen Jahren ein großer Meteorit in die Schwäbische Alb stürzte. Charakteristisch sind die „Flädle“ genannten Glasbomben, die Teil des Suevits sind. Auch geschockte Belemniten, von der Schockwelle zerteilte Tintenfisch-Fossilien, kommen hier vor.

Grüner Suevit
Grüner Suevit vom Nördlinger Ries

Weniger als Hundert Kilometer von Nördlingen entfernt finden sich die Spuren eines weiteren Impakts: Im gleichaltrigen Steinheimer Becken hat die Druckwelle eines Meteoriten sogenannte Strahlenkalke erzeugt. Sie sehen ein wenig aus wie organische, farnartige Strukturen im Kalkgestein.

Weitere Impaktite sind von zahlreichen Meteoritenkratern rund um die Welt bekannt, zum Beispiel Aouelloul (Mauretanien), Darwinglas (Impaktglas aus Tasmanien), Dhala (Indien), Henbury (Australien), Mien (Schweden), Paasselkä (Finnland), Rochechouart-Chassenon (Frankreich) oder Zhamanshin (Impaktglas aus Kasachstan).

Impaktite: Libysches Wüstenglas und mehr