Wie die Chondrite kennen auch die vulkanischen Achondrite zahlreiche verschiedene Typen. Bei manchen von ihnen wurden Mond, Mars oder der Asteroid Vesta als Mutterkörper nachgewiesen. Bei den meisten anderen Typen, von denen in diesem Artikel die Rede ist, ist die Herkunft noch unklar.

Winonait NWA 4024 – eigenes Foto

Primitive Achondrite

Einen Übergangsbereich zu den Chondriten markieren die „primitiven Achondriten“, die manchmal auch „Metachondrite“ genannt werden. Sie lassen sich als unter großer Hitzeeinwirkung teilweise geschmolzene Chondriten interpretieren. Zwar sind in ihnen keine klaren Chondren mehr zu erkennen, doch blieben Reste der Struktur oder die ursprüngliche chemische Zusammensetzung erhalten. In dieser eigentlich überschaubaren Meteoritengruppe werden – je nach Systematik – vier bis sieben Untergruppen unterschieden, zum Beispiel Acapulcoite, Brachinite, Lodranite und Winonaite. Einige Bekanntheit erreichte der erste gefundene Winonait aus dem US-amerikanischen Ort Winona. Er diente offenbar als Kultobjekt bei der vor fünf Jahrhunderten erloschenen Sinagua-Kultur.

Aubrite

Das vulkanische Gegenstück zu den Enstatit-Chondriten sind die Aubrite. Dieser Meteoritentyp erhielt seinen Namen nach dem Fundort Aubres in Südost-Frankreich. Aubrite bestehen aus außerirdischer Lava und enthalten unter anderem signifikant erhöhte Anteile das Magnesium-Minerals Enstatit. Dieser chemische Befund lässt es denkbar erscheinen, dass die Aubrite ihren Ursprung auf Nysa haben, einem erstaunlich hellen, scheibenförmigen Asteroiden von nur 70 Kilometern Durchmesser. Ein wichtiger und zugleich außergewöhnlicher Exponent dieses Typus ist der Meteorit „Norton County“, der 1948 im US-Bundesstaat Kansas fiel und sich durch große, fast weiße Kristalle auszeichnet.

Im Januar 2024 fiel beim Örtchen Ribbeck, westlich von Berlin, ein Aubrit vom Himmel. Zahlreiche Stücke erreichten den Erdboden und lösten in der Region eine Meteoriten-Euphorie aus. Nun hat der Ort, der zuvor aus Theodor Fontanes Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ bekannt war, eine weitere Attraktion.

Aubrit Norton County
Aubrit Norton County aus den USA, mit weißen Enstatit-Kristallen – eigenes Foto

Ureilite

Die Entstehung von Ureiliten, die oft direkt den „primitiven Achondriten“ zugeordnet werden, liegt teilweise im Dunkeln. Sie sind eindeutig vulkanischen Ursprungs, bestehen vorwiegend aus den Mineralen Olivin und Pigeonit, enthalten aber auch Kohlenstoff, Eisen und winzige Nano-Diamanten. Nach einer plausiblen Theorie befand sich das Material im Mantel eines (heute nicht mehr existierenden) Zwergplaneten, von wo es bei einem Zusammenstoß mit einem Asteroiden herausgeschlagen wurde. Die kosmische Kollision erzeugte demnach eine enorme Druckwelle, die Kohlenstoff zu kleinen Diamanten presste.

Der berühmteste (Teil-)Ureilit trägt den Namen Almahata Sitta und wurde im Sudan gefunden. Ein Grund für die Berühmtheit ist auch seine Vorgeschichte: Am 6. Oktober 2008 entdeckte ein Astronom den nur vier Meter großen Asteroiden „2008 TC3“, der auf Kollisionskurs mit der Erde war. Im Folgenden gelang es erstmals, den Absturz eines Meteoriten, der anschließend den Namen Almahata Sitta erhielt, genau vorherzusagen. Nachdem man zunächst von der vollständigen Zerstörung des Meteoriten ausgegangen war, wurden doch über 10 Kilo Material in der nubischen Wüste gefunden.

Angrite

Ähnlich rätselhaft wie die Ureilite ist die Herkunft der Angrite. Die nach dem brasilianischen Fundort Angra dos Reis benannten, sehr seltenen Meteoriten weisen manche Parallelen zu den Chondriten auf, bestehen aber aus basaltartigem Material. Im Inneren finden sich viele kleine Poren, die eventuell im Magma erstarrte Gasblasen darstellen. Sichtbar poröse Strukturen sind eigentlich für Meteoriten ungewöhnlich. Angrite zählen zu den wertvollsten (= teuersten) Meteoriten überhaupt. Ein wichtiger Vertreter ist unter dem Namen „D’Orbigny“ bekannt: Dieser Meteorit wurde 1979 in der Nähe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gefunden.

Brachinit
Brachinit NWA 4969 – eigenes Foto

Seltene Achondrite: „Primitive“, Angrite, Aubrite und Ureilite